Ein etwas anderer Elternbrief
„Ein etwas anderer Elternbrief“ oder „Gedanken einer Erzieherin und Mama“
Wie gestalte ich den Tag ohne Krippe/Kindergarten und ohne Freunde zu Hause!?
Mal vorab... Wir stehen alle gerade
vor einer echten Herausforderung... Als ob die täglichen Ängste und Sorgen rund
um das Corona-Virus nicht schon reichen würden... Es verändert sich gerade
ALLES! Unser gewohnter Tagesablauf wird komplett umgeworfen, wir müssen uns
völlig neu orientieren. Home-Office, Home-Schooling, keine Kita-Betreuung,
Haushalt, WIE SOLL DAS ALLES FUNKTIONIEREN!?
Ist man nicht schon im normalen Alltag
gefordert genug? Jetzt kommen auch noch die Aufgaben hinzu, die uns
normalerweise von geschultem Fachpersonal abgenommen werden! HILFE!!!
Nein, ich will hier nicht einfach
schlaue Dinge vom Schreibtisch aus loslassen. Auch ich stehe vor dieser
Herausforderung. Home-Office... Mit zwei Grundschulkindern, die ihre
schulischen Aufgaben nicht allein meistern können. Spielen mit Freunden? Darf
nicht sein! Wieso nicht? Können sie nicht verstehen. Sportliche Aktivitäten im
Verein zum Auspowern? Gibt es gerade nicht! Der ganz gewohnte und so wichtige
Alltag für die Kinder geht auch verloren. Nicht nur für uns! Aber wir sollen
doch Home-Office machen...
Ja, diese neue Herausforderung ist nicht
einfach. Deshalb ist es mir wichtig, Ihnen ein paar Tipps mit auf den Weg zu
geben.
Unsere Kinder sind es gewohnt, einen
strukturierten Tagesablauf zu haben und wir sind das auch!
Stehen Sie jeden Morgen zeitig auf!
Ja, ich schlafe auch gerne aus, aber
wenn wir das 7 Tage die Woche tun, über Wochen hinweg... Das bringt den
kompletten Rhythmus durcheinander, den sie mit Ihrem Kind erarbeitet haben. Und
das macht den Wiedereinstieg in den Alltag nach der Krise nur unnötig schwer.
Nach dem Aufstehen gibt es den selben
Ablauf wie sonst auch! Frühstücken, waschen, anziehen, Zähne putzen, etc. In
welcher Reihenfolge auch immer. Das gibt Sicherheit und Struktur. Kennt man ja
schließlich. Nur darf es jetzt etwas langsamer und ohne schimpfen gehen.
Schließlich hat man nicht den üblichen Wettlauf gegen die Zeit! Das gibt Ihrem
Kind die Möglichkeit, selbständiger und selbstbestimmter zu handeln als sonst
und es schont zudem Ihre Nerven!
So... Hier beginnt die eigentliche
Herausforderung! Und ab hier gibt es kein Konzept mehr, da jeder eine andere
Familienkonstellation hat! Sie haben nur ein Kind? Freuen Sie sich, Sie müssen
sich nicht teilen!
Sie haben mehrere Kinder? Freuen Sie
sich, die können auch mal zusammen spielen!
Erst mal zum Home-Office. Sie möchten
jetzt ihre Arbeit beginnen? Vergessen Sie das doch besser gleich. Die Kinder
sind ausgeschlafen und haben viel Energie. Die muss raus, sonst haben Sie
sicher keine Ruhe! Erst mal spielen.
Wenn Sie ein Schulkind haben, wäre
jetzt ein guter Zeitpunkt mit den Schularbeiten anzufangen. Erst mal die
Aufgaben, die es alleine bewältigen kann, schließlich will das Kita-Kind auch
beschäftigt werden. Wenn das jüngere Kind schläft, kann man sich immer noch um
die Aufgaben kümmern, die neu sind und erarbeitet werden müssen. Wenn Sie kein
Schulkind haben, eignet sich die Schlafenszeit auch gut für Home-Office.
Bei mir, mit zwei Schulkindern ist der
Vormittag mit Schule spielen gleich rum, weil sie abwechselnd Hilfe brauchen.
Wenn mich dazwischen gerade mal keiner braucht, dann nutze ich die 10 Minuten
für Home-Office Aufgaben, die gut zu unterbrechen sind.
So. Dann geht’s langsam ans Essen
kochen.
Auch dabei ist es sehr hilfreich, wenn
Sie eine zeitliche Routine einhalten. Das strukturiert den Tag und macht den
Ablauf für ein Kleinkind vorhersehbar.
Lassen Sie die Kinder mithelfen, auch
wenn sie noch klein sind! Bei ganz kleinen Kindern reicht es schon, wenn sie
mit dabei sitzen dürfen und Sie alles erklären, was gemacht wird. Das Kind
lernt dabei alltägliche Dinge, Begriffe, Wörter, Abläufe und ist beschäftigt!
Es hat Kontakt zu Ihnen und kann sich danach auch ein wenig alleine
beschäftigen. Wenn Sie das Kind/die Kinder jetzt warten lassen, dann will es
später nicht mehr warten... Kinder können beim Kochen auch schon im Kita Alter
sehr viel helfen. Ja, das Kochen dauert dann länger, aber das Kind ist
beschäftigt und zwar mit Ihnen!!!
Dann wird erst einmal in Ruhe
miteinander gesessen und sich unterhalten! So viel Zeit muss sein! Was? Sie haben noch nichts von Ihrem
Haushalt erledigt? Gut! Ich auch nicht!
Aber jetzt! Die Küche sieht aus wie
ein Schlachtfeld, weil die Kinder geholfen haben! Ach... Das kleine Kind
schläft jetzt? Dann kann sich das größere Kind auch gut ein wenig allein
beschäftigen. Das darf sein! Auch wenn Kinder über Langeweile klagen!
Langeweile ist nichts Schlimmes, unsere Kinder sind nur nicht an sie gewöhnt.
Langeweile ist eigentlich sehr förderlich für die Kreativität. Wie soll man
sich spannende Spiele ausdenken, wenn man nie Zeit dafür hat? Gut. Großes Kind
spielt! Dann wird jetzt nicht die Küche aufgeräumt, sondern Home-Office
gemacht! Perfekt!
Vielleicht ist auch hier Zeit, um
etwaige Schulsachen zu erklären...
Es hat eben nicht jeder die selben
Abläufe und Möglichkeiten.
Wenn die Schularbeiten am Vormittag
erledigt wurden, haben Sie einfach weniger Druck. Erfahrungsgemäß macht es
einfach Sinn, diese erst zu machen, da die Konzentrationsspanne der Kinder
gegen Nachmittag nachlässt.
Der Nachmittag ist dann frei zum
Spielen, Basteln, Malen, Lesen, raus gehen.
Bitte liebe Eltern! Versuchen Sie
jetzt nicht die Kita zu ersetzen. Weniger ist manchmal mehr. Und wenn Sie
keinen Nerv haben, danach die Wohnung zu renovieren, dann stellen Sie keine
Farbe zur Verfügung. Oder suchen Sie sich einen Raum aus, der schnell wieder
sauber gemacht ist, oder stellen Sie dafür einen kleinen Tisch mitten ins
Zimmer, um die Möbel sauber zu halten. Es muss auch nicht stänig eine neue
Aktion angeboten werden. Kinder LIEBEN und brauchen Wiederholungen. SIE
brauchen eine Pause? Versteh ich! Legen Sie ein Hörspiel ein und genießen Sie
dieses zusammen mit Ihrem Kind auf dem Sofa!
Und wenn das Wetter gut ist, dann ist
es immer noch am Einfachsten raus zu gehen. Die Kinder können laufen und sich
austoben, ihre Energie abbauen. Und Sie brauchen sie nicht zu animieren. Ach
ja... Home-Office und Haushalt... Naja, immerhin waren ja schon kleine
Arbeitseinheiten zwischendurch dabei.
Vielleicht spielen die Kinder/ spielt
das Kind jetzt gerade alleine? Dann ist jetzt Zeit für eines davon. Seien Sie
jetzt auch mal egoistisch, Es hat sich bisher alles um die Kinder gedreht.
Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit, um Ihre Aufgaben zu erledigen. Das Nötigste
im Haushalt (die Küche war ja noch nicht aufgeräumt) und noch eine halbe Stunde
Home-Office. Juhuu!
Wenn Sie Glück haben, kommt jetzt
langsam Ihr Partner von der Arbeit nach Hause und Sie können noch ein wenig
weiterarbeiten. Nutzen Sie die Zeit. Vielleicht machen den Haushalt
normalerweise Sie? Macht nichts. Ihr Partner kann das auch! Und im Moment ist
eben alles anders! Und die Kinder lassen sich im Übrigen mit kleinen Aufgaben,
die sie übernehmen dürfen, gut in den Haushalt mit einbinden.
Nach dem Abendbrot ist dann nochmal
Zeit für die Kinder. Lesen, kuscheln, Abendrituale...
Wenn die Kinder im Bett sind, können
Sie ja auch nochmal etwas Arbeiten! Aber nicht zu lange. Setzen Sie sich noch
hin und genießen sie den Abend. Der Tag war lang und das wird er morgen wieder!
Planen Sie Ihren Tag nicht zu sehr.
Ich kann Ihnen versichern, der Ablauf funktioniert nicht immer und nicht zu 100
Prozent. Dennoch gibt es mir und meiner Familie Struktur und Halt und somit
Sicherheit. Und der Haushalt? Nein, der läuft nicht. Macht aber nichts, kommt
eh kein Besuch! :-)
Pläne gehen derzeit nicht auf, ich
nutze die Zeiten, die gerade Leerlauf bieten. Das hält mich bei Laune und
morgen ist ja auch noch ein Tag... Oder auch am Wochenende.
Es ist anstrengend und man steht unter
Spannung. Schließlich will man ja allem gerecht werden. Ich habe nach einer
Woche jetzt für mich beschlossen, dass es schlicht unmöglich ist, alles perfekt
zu machen und Zeitpläne einzuhalten.
Ich glaube, wir müssen einfach unseren
Blickwinkel ändern und das Positive sehen. Die Zeit mit den Kindern! Wenn wir
uns zu sehr unter Druck setzen, dann wirkt sich das negativ auf unsere Stimmung
aus... Und gerade in dieser schweren Zeit wäre das nicht förderlich!
Das Wichtigste im Moment! Versuchen
Sie mit Ihren Lieben viel zu lachen, sehen Sie Dinge nicht zu ernst! Irgendwann
kehrt hoffentlich wieder Alltag ein und der Haushalt und das Drum herum läuft
wieder. Ihrem Staub ist es völlig egal, wie oft er weggewischt wird. Ihren
Kindern ist aber nicht egal, ob sie den ganzen Tag gestresst sind oder
fröhlich! Und auch für unsere Kinder ist es anstrengend, den ganzen Tag nur
Kontakt zu uns zu haben! Wenn wir daran immer mal wieder denken, ist es
vielleicht einfacher.
Im Moment muss gar nichts zu 100
Prozent! Wir sind alle nur Menschen! Wichtig ist, dass wir alle gesund und froh
bleiben.
Vielleicht gehen wir dann alle
gestärkt und geerdet mit etwas mehr Blick für unsere unmittelbare Umwelt aus
der Sache raus! Wäre doch auch etwas!
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